DW_319 Die heilige Trinität mit Maria als Fürbitterin und den heiligen Laurentius, Damasus und Jacobus von Compostela (Mengs, Anton Raphael)

Der politische Hintergrund für den Auftrag dieses Gemäldes war das am 2. April 1767 von der spanischen Krone verfügte Verbot der Societas Jesu. In der Folge des Verbots erhielt die wichtigste Madrider Jesuitenkirche, die bis dahin dem hl. Francisco Xavier geweiht war, den neuen Namen S. Isidro el Real. Zusammen mit dem Presbyterium wurde auch der Hochaltar durch Ventura Rodriguez neugestaltet. Die ikonographischen Vorgaben für das Gemälde, das für eine über dem Altarbereich befindliche Position bestimmt war und ein Gemälde von Francisco Rizzi ersetzte, wurden in Abstimmung mit Mengs von D. Pedro de Avila y Soto festgelegt, der diese Entscheidung im Januar 1769 an Manuel de Roda übermittelte (Roettgen 1999, QU 48, Dok. 1). Auf welche Vorgaben sich die in diesem Schreiben dokumentierte Auswahl der Heiligen gründete, die für die Anbetung der Trinität gewählt wurden, ist nicht bekannt. Die um die Trinität versammelten Heiligen beziehen sich ikonographisch auf den im Altarschrein als Skulptur verbildlichten heiligen Isidoro in der Glorie. Da Mengs das 1936 verbrannte Gemälde 1769 in wenigen Wochen angefertigt hat (Roettgen 1999, QU48, S. 492, Roettgen 2003, NN 74/54, S. 603), ist die Annahme naheliegend, dass er sich bei den Vorarbeiten für die eigentliche Ausführung der Werkstatt bedient hat. Das legen allein die Abmessungen nahe, die den Quellen zufolge 23 x 13 ½ spanische Fuß betrugen (ca. 6,51 x 3,82 m). Anfang Mai 1770 erhielt Mengs für das damals wohl bereits in situ befindliche Bild 60.000 Reales de vellon.
Die pastos und sicher gesetzten Pinselstriche fixieren die Komposition, verzichten jedoch weitgehend auf die Ausarbeitung von Einzelheiten. Einige motivische Abweichungen von der Umrisszeichnung des finalen Zustandes der Komposition [DW_319/VZ_01] sind in der zentral positionierten Gruppe der beiden Putten mit der Tiara und an den Gesten der Heiligen in der rechten Bildhälfte zu erkennen.
Die Ölskizze legt die Helldunkelwerte des zukünftigen Bildes fest, ein Verfahren, das für Mengs charakteristisch ist und für das sein Oeuvre mehrere Beispiele enthält (Roettgen 1999, Kat. 112 und DW_319). In Verbindung mit den Lichtern, für die Bleiweiß verwendet wurde, vermitteln die warmen Brauntöne, in die etwas Rot gemischt wurde, eine durchaus bildhafte Wirkung.