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Einfassungslinien
Dürer entwarf um 1505 den Holzschnitt "Die Darstellung im Tempel", der 1511 als Teil seines "Marienlebens" mit lateinischen Texten des Benedictus Chelidonius in Nürnberg erschien.
Da Frauen nach dem Gebären als unrein galten, mussten sie im Tempel ein Opfer darbringen. In dem von Säulen getragenen Innenraum sind zahlreiche Menschen versammelt. Während gerade eine Taube als Opfer dargeboten wird, steht Simeon mit dem Kind hinter dem Altar. Die Seherin neben ihm weist mit dem Finger auf Maria, die dem Geschehen beiwohnt. Der Künstler integriert damit ein Motiv in die Holzschnittfolge, das aufgrund der verkehrt interpretierten Figur im Zentrum historisch auch unter dem Titel "Mariä Reinigung" bekannt war (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum II, S. 256, Nr. 178).
Bereits der Sammler und Kunstschriftsteller Joseph Heller berichtet von "neue[n] Abzüge[n] auf blauen Papier" (vgl. Heller Dürer 1827 II, S. 648, Nr. 1759), sodass der Holzstock wohl seinerzeit noch erhalten war.