1930-1937: Graupe betrieb zunächst ein Antiquariat, wo er sich auf bibliophile Drucke, Buchminiaturen, Manuskripte und Graphik spezialisiert hatte, sowie einen kleinen Verlag, bevor er ab 1927 neben Graphik und Büchern auch Kunstgewerbe und Antiquitäten, dann zunehmend Gemälde und Ostasiatika versteigerte. Schon in den 1920er-Jahren zählte er zu den führenden Kunsthändlern Deutschlands. Paul Graupe veröffentlichte zwischen 1930 und 1937 47 oft sehr umfangreich illustrierte Auktionskataloge. Bis 1933 fanden zwanzig Auktionen, zu denen neben den Versteigerungskatalogen auch vier Handkataloge zum Eintrag der Preise erschienen, gemeinsam mit Hermann Ball statt, mit dem Graupe in einem losen Kompagnieverhältnis stand (Nebehay 1994, S. 48). Daneben veranstaltete Graupe zwei Auktionen gemeinsam mit C. G. Boerner, Leipzig. Alle Kataloge begleitet ein umfangreicher kunsthistorischer Apparat, der häufig von bedeutenden Kunsthistorikern, oft Wissenschaftler bei den großen Museen, verfasst wurde. Zum Teil steuerten diese auch einleitende Vorworte bei. Bedeutende Auktionen mit umfangreichen, illustrierten Katalogen fanden bis 1933 zu den Sammlungen Wendland, Goldschmidt, Rantzau, Emden, Castiglione und einer Wiener Sammlung statt. Nach der nationalsozialistischen Machtergreifung trug sich Graupe aufgrund seiner jüdischen Abstammung mit Überlegungen, in Wien eine Kunsthandlung zu eröffnen (Nebehay 1994, S. 46). In den folgenden Jahren führte Graupe zahlreiche Liquidationsversteigerungen durch (1935 Galerie van Diemen, Dr. Otto Burchard, J. Halle, Altkunst-Antiquitäten, Flatow und Priemer, 1936 A. S. Drey). Aufgrund einer 1935 erteilten Sondergenehmigung konnte Graupe als bedeutender Devisenbringer seine Kunsthandlung zunächst noch weiterführen (Enderlein 2006, S. 91; Golenia 2011a, S. 52; Nebehay 1994, S. 46), Ende 1936 emigrierte er zunächst nach London, wo er eine neue Firma gründete. 1937 ging er nach Paris und eröffnete Paul Graupe & Cie an der Place Vendôme 16, wo ein illustrierter Warenbestandskatalog erschien. Im selben Jahr verkaufte er die Berliner Firma an Hans W. Lange. Der letzte Auktionskatalog unter dem Firmennamen Paul Graupe erschien zur Versteigerung Emma Budge am 27.-29.9.1937 (verschoben auf den 4.-6.10.1937); die Versteigerung führt allerdings schon Hans W. Lange durch (in der Adresszeile des Katalog angegeben: Kunstversteigerer Hans W. Lange). 1941 emigrierte Graupe nach New York und eröffnete dort eine Kunsthandlung, behielt aber weiterhin seine Kontakte nach Europa aufrecht (Coppens 1987, Golenia 2011a, S. 52). Im August 1942 kam es in Amerika daher zu Untersuchungen gegen Hans Wendland und Graupe (Buomberger 1998, S. 218ff.).
DFG-Projekt „German Sales. Primary Market: Galeriepublikationen im deutschsprachigen Raum (1871-1949)“, Berlinische Galerie - Landesmuseum für Moderne Kunst, Fotografie und Architektur und Universitätsbibliothek Heidelberg (2023-2025)
https://www.arthistoricum.net/themen/portale/german-sales/primary-market
(Ergänzung: Kooperation Benedict/Niederstein 1925, Literatur Kuhn 1925)