DW_227 Bildnis Kardinal Carlo Rezzonico (1724-1799) (Mengs, Anton Raphael)

Das 1758 datierte Gemälde war bis 2002 nur aus verkleinerten Kopien bekannt (Roettgen 1999, Kat. 227/WK1-3). Der auf einem spätbarocken vergoldeten Stuhl vor einer angeschnittenen Dreiviertelsäule sitzende Kirchenfürst präsentiert sich in ähnlicher Pose wie sein päpstlicher Onkel, den Mengs zur gleichen Zeit in drei unterschiedlichen Versionen porträtiert hat. Die Pose des heute in Bologna befindlichen Bildnisses, das ehemals im Besitz von Carlo Rezzonico war (Roettgen 1999, Kat. 158) wurde für das Porträt des Neffen gewählt, um die beiden Bildnisse als Pendants präsentieren zu können und den Verwandtschaftsbezug visuell in Szene zu setzen. Ähnlich wie das zwei Jahre zuvor entstandene Porträt des Kardinal Archinto (Bd. 1, Kat. Nr. 192) steht es in der auf Raffael zurückgehenden Tradition offizieller Kardinalsbildnisse.
Der terminus postquem für die Entstehung ist die Ernennung des Dargestellten zum Kardinal, die am 11.9. 1758 erfolgte, wenige Monate nach der Wahl Clemens XIII. Rezzonico. Als Kardinalkämmerer und Sekretär der Memorialen unterzeichnete Carlo Rezzonico u. a. Winckelmanns Ernennung zum päpstlichen Kommissar der Altertümer am 9.4. 1763. Wohl deshalb wollte Winckelmann ihm die italienische Edition der Abhandlung von der Schönheit widmen (Rehm-Diepolder II, S. 309).