1516
AD
feine Einfassungslinien
Bei dem 1516 gefertigten Werk "Die Entführung auf dem Einhorn (Der Raub der Proserpina)" handelt es sich um eine von insgesamt nur sechs Eisenradierungen aus Dürers Gesamtwerk.
Er zeigt ein galoppierendes Einhorn, dessen zotteliges Fell, geöffnetes Maul und aufgerissene Augen von seiner Wildheit zeugen. Der muskulöse Reiter starrt den Betrachter*innen entgegen, während er eine nackte Frau fest ergriffen hält, die erschrocken ihre Arme hochwirft. Die felsige, wild bewachsene Umgebung sowie die unruhige Wolkenformation unterstützen den Eindruck von der Plötzlichkeit des Geschehens.
Das Blatt zeugt davon, dass Dürer sich von mythologischen Motiven inspirieren ließ, ohne diese bis ins Detail zur Umsetzung zu bringen. Dementsprechend wurde die Szene als "Der Raub der Proserpina" oder "Die Entführung der Deianeira" interpretiert (vgl. Schoch/ Mende/ Scherbaum I, S. 206, Nr. 83). Vermutlich aufgrund der Technik, die nur eine geringe Auflage und damit kaum Verbreitung ermöglichte, wurde das Blatt wenig rezipiert.
Die Vorzeichnung hat sich erhalten (New York, The Morgan Library & Museum, Inv.-Nr. I, 257a).
Provenienz: Georg Friedrich Brandes
Ein annotiertes Exemplar des Katalogs, in dem der Preis noch vollständig lesbar ist, wird in der Bayerischen Staatsbibliothek München aufbewahrt (vgl. Sign. Art. 48 p-1).
Provenienz: Gottfried Winckler